Der Biber ist da. Und er taucht an immer mehr Stellen auf, an denen es zu Reibungspunkten mit dem Menschen kommt. Sei es in Rietheim bei Villingen-Schwenningen, am Kirnbergsee – oder teilweise sogar mitten in der Stadt. Aber wie geht man um mit dem großen Nager, ist es irgendwann soweit, dass wieder auf ihn geschossen wird?

Der Badische Landwirtschaftliche Hauptverband (BLHV) schaut in dieser Frage gerne nach Bayern. Dort wurden in den vergangenen Jahren 2000 Biber getötet. Nachbarbundesland. „Während man in Bayern ein funktionierendes Bibermanagement betreibt, ist man in Baden-Württemberg noch in der Findungsphase. Betroffene Landwirte bleiben unterdessen auf den Schäden sitzen“, heißt es weiter in einem im September 2023 erstellten Positionspapier.

Gefordert wird beim BLHV angesichts von rund 7000 Bibern, die sich in Baden-Württemberg angesiedelt hätten, ein entschiedenes Vorgehen – auch wenn eine Tötung des Bibers so nicht formuliert wird.

„Aber im Schwarzwald-Baar-Kreis sind wir vom Biber schon stark betroffen.“Bernhard Bolkart, BLHV-Präsident
„Aber im Schwarzwald-Baar-Kreis sind wir vom Biber schon stark betroffen.“Bernhard Bolkart, BLHV-Präsident | Bild: Johann Müller-Albrecht

Beispiele für den mit Frust und Enttäuschung beladenen Interessenkonflikt zwischen Landwirtschaft und Naturschutz gibt es zuhauf. Zuletzt auch in Bräunlingen-Waldhausen. Auch in Pfaffenweiler gibt es Probleme. Dort wird das Dorf mittlerweile von 15 Bibern quasi umzingelt. 

In Baden-Württemberg seien Landwirte unterschiedlich stark betroffen durch Biberschäden, sagt BLHV-Präsident Bernhard Bolkart. „Aber im Schwarzwald-Baar-Kreis sind wir vom Biber schon stark betroffen“, ergänzt der Schonacher Landwirt.

Biber mitten in Donaueschingen

Auch in Donaueschingen ist er zugange, mitten in der Stadt. Bei einer alten Rotbuche im Bereich des Irmaparks wurden laut Stadtverwaltung Fraßschäden gesichtet, die durch einen Biber verursacht wurden. „Da es sich hierbei um einen sehr alten und schützenswerten Baumbestand handelt, wurde die Rotbuche unmittelbar nach Sichtung der Fraßschäden kurzfristig mit einer Drahtumwicklung geschützt“, so Rathaussprecherin Beatrix Grüninger.

Die jüngeren Bäume im Irmapark in Donaueschingen sind zum Schutz gegen den Biber mit Biberpaste bestrichen.
Die jüngeren Bäume im Irmapark in Donaueschingen sind zum Schutz gegen den Biber mit Biberpaste bestrichen. | Bild: Wursthorn, Jens

Mittlerweile wurde diese Erstmaßnahme ersetzt und der Baum mit einem Verbissschutzmittel, einer Art lehmigen Brei mit hohem Sandanteil, auch Biberpaste genannt, umstrichen.

Und der Abschuss kommt gar nicht infrage?

Dazu muss über das Regierungspräsidium eine Ausnahmegenehmigung erteilt werden, erklärt Heike Frank, Pressesprecherin des Landratsamtes Schwarzwald-Baar. „Im Schwarzwald-Baar-Kreis ist derzeit kein Fall bekannt, in welchem eine Tötung des Bibers aufgrund fehlender Alternativlösungen von Seiten des Regierungspräsidiums angestrebt wird“, sagt Frank.

Mensch und Biber in Eintracht?

Betrachte man die Besiedlungsgeschichte, hole sich der Biber das zurück, was der Mensch ihm genommen hat, betonen Stefany Lambotte und Gerhard Bronner vom Umweltbüro des Gemeindeverwaltungsverbandes Donaueschingen, das für das Bibermanagement der Gemeinden Hüfingen, Bräunlingen, Bad Dürrheim und Donaueschingen zuständig ist.

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Sie sollen dafür sorgen, dass Mensch und Biber gut miteinander leben können. Natur- und Umweltschützer schätzen die Rückkehr des Bibers. Er erfülle wichtige Funktionen für die Verbesserung der Gewässerökologie.

Umweltministerium nennt positive Auswirkungen

„Die Aktivitäten des Bibers führen im und am Gewässer zu einer höheren Struktur- und Artenvielfalt. So renaturiert er Gewässer, die vom Menschen begradigt und degradiert wurden, mit positiven Auswirkungen für Tiere und Pflanzen der Gewässer- und Auenlandschaften, die in den letzten Jahrzehnten besonders unter den Eingriffen des Menschen gelitten haben“, ist auf den Seiten des Umweltministeriums zu lesen.

Unter anderem werde durch die Stauaktivitäten des Bibers Wasser in der Landschaft gehalten, was zum Hochwasserschutz beitrage. Durch seine Tätigkeit erspare der Biber dem Menschen hohe Kosten. Ein gutes Beispiel für ein renaturiertes Gebiet könne man in Bräunlingen am Brändbach unterhalb des Buchhaldenweges sehen.

Stefany Lambotte und Gerhard Bronner sind zuständig für das Bibermanagement in Donaueschingen und den Nachbargemeinden.
Stefany Lambotte und Gerhard Bronner sind zuständig für das Bibermanagement in Donaueschingen und den Nachbargemeinden. | Bild: Johann Müller-Albrecht

„Mit einem Biber kann man klarkommen“, sagt Stefany Lambotte. Es setze jedoch eine gute Kommunikation zwischen Betroffenen und Experten voraus. Als Maßnahmen bewährt haben sich bei Bäumen diese mit Estrichgitter oder anderen Gittern einzuzäunen oder mit sogenannter Biberpaste einzuschmieren, wie das beispielsweise bei den Bäumen an der Brigach auf der Höhe des Irmaparks erfolgt ist.

Landratsamt ersetzt Materialkosten

Alle Belege der eingesetzten Materialkosten können unbürokratisch beim Landratsamt eingereicht werden und werden ersetzt. Bei größeren Biberbauten kann der Wasserstand zurückgefahren werden, Röhren im Bau zum Durchfluss eingearbeitet oder eine Umgehungsrinne gelegt werden, wie man das beispielsweise an einem Bau an der Alten Stillen Musel im Osten Donaueschingens gemacht hat.

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Festzuhalten ist, dass alle Maßnahmen aufgrund der strengen Schutzvorschriften mit dem Umweltbüro, als Berater, und dem Landratsamt abgestimmt werden müssen.

Eine enge Zusammenarbeit erfolgt mit den zuständigen Ressorts der Verwaltung in Donaueschingen und den Nachbargemeinden. An Fließgewässern gilt eine fünf Meter Abstandsregel zur landwirtschaftlichen Nutzung, die von der Mehrheit der Landwirte auch respektiert wird.

Wie Pfeilspitzen ragen in Waldhausen die Reste von jungen Bäumen aus dem Boden.
Wie Pfeilspitzen ragen in Waldhausen die Reste von jungen Bäumen aus dem Boden. | Bild: Lutz Rademacher

Das Töten der Biber, das immer wieder mal gefordert wird, ist laut Bronner keine Lösung: „Denn im Jahr darauf wäre aufgrund der Reproduktionsfähigkeit schon wieder die nächste Biberfamilie in diesem Revier“. Stefany Lambotte meinte dazu, dass der Biberbestand im Kreis an seinem Maximum angekommen sei und sich von selbst reguliere. Bolkart widerspricht. „Nach unserer Einschätzung ist dieses Maximum schon überschritten.“

Bei einem Risiko muss gehandelt werden

Sobald Biberaktivitäten ein Risiko für die Infrastruktur beispielsweise bei Brücken, Uferbefestigungen oder Wasserleitungen sind, müsse allerdings gehandelt werden. Das könne, mit Genehmigung der Verwaltung, die Dammreduktion oder die totale Entfernung eines Damms bedeuten, um die Biber in andere Reviere zu zwingen.

Das Umweltbüro in Donaueschingen setzt im Rahmen des Bibermanagements vor allem auf den konstruktiven Dialog mit den Betroffenen, denn nur gemeinsam können effektive Maßnahmen umgesetzt werden.