Auf den ersten Blick scheint Buchenberg wie ein typisches Dorf: Es gibt eine Kirche, ein Dorfmuseum, eine freiwillige Feuerwehr, ein Café und viel Natur. Doch in einer Sache hat der Teilort von Königsfeld anderen etwas voraus: Der Frauenanteil in der lokalen Politik.

„Frauen für Buchenberg“ – so nennt sich die Wählervereinigung, die ausschließlich aus weiblichen Mitgliedern besteht. Eine der Initiatorinnen ist Birgit Helms. Die 56-Jährige sitzt seit einigen Jahren für die SPD im Gemeinderat von Königsfeld.

Bei der letzten Kommunalwahl wollte sie sich auch im Ortschaftsrat von Buchenberg engagieren – allerdings parteiunabhängig. Im Gespräch mit mehreren Ortsansässigen sei so dann die Idee einer Frauenliste entstanden. Mit Erfolg: 2019 konnten die Frauen für Buchenberg acht Kandidatinnen für die Wahl aufstellen.

Ziel ist ein gleichwertiger Ortschaftsrat

Zwei von ihnen, Birgit Helms und Hildegard Weisser, haben es in den Ortschaftsrat geschafft. Mit Melanie Moosmann von den Unabhängigen Bürgern herrschte so bisher ein Gleichgewicht der Geschlechterverteilung im Ortschaftsrat.

Diese Ausgeglichenheit zwischen den Geschlechtern erhoffen sich die Frauen für Buchenberg auch für die kommende Amtsperiode. Insgesamt sieben Kandidatinnen stellen sie für die Wahl auf. Ziel sei es nicht, einen rein weiblichen Ortschaftsrat aufzustellen. „Wir wünschen uns eine paritätische Verteilung“, sagt Birgit Helms. Sprich: Es sollen gleich viele Frauen im Gremium sein wie Männer. „Die Mischung machts“, ergänzt Hildegard Weisser.

Sie treten für den Ortschaftsrat in Buchenberg an: Ursula Haller-Turetzek, Hildegard Weisser, Barbara Fritz, Birgit Helms, Andrea ...
Sie treten für den Ortschaftsrat in Buchenberg an: Ursula Haller-Turetzek, Hildegard Weisser, Barbara Fritz, Birgit Helms, Andrea Fichter, Gabriele Jauch und Claudia Meissel (von links). | Bild: Jens Hagen

„Wir haben nur eine Chance, wenn wir uns zusammentun“

In der Theorie nimmt die Gleichberechtigung also langsam Form an. In der Praxis haben Frauen in der Politik immer noch mit Vorurteilen zu kämpfen, so der Eindruck von Helms und Weisser.

Birgit Helms geht beispielsweise davon aus, dass es kein Thema ist, wenn männlichen Kollegen aus der Lokalpolitik kleine Kinder zu Hause haben. „Wenn ich das als Frau machen würde, dann würde das ganze Dorf sagen: Reicht es der noch nicht? Wie wird‘s bei der daheim wohl aussehen?“, meint die 56-Jährige.

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Gerade auch unter Frauen herrsche immer noch ein Konkurrenzdenken. Dabei sollte das Gegenteil der Fall sein: „Wir haben nur eine Chance, wenn wir uns zusammen tun“, sagt Birgit Helms. „Wir müssen uns hart erarbeiten, dass wir gehört werden.“ Nur über Kompetenz könne man als Frau in einem Gremium Anerkennung und Wertschätzung erfahren.

Viele Frauen trauen sich nicht

Dafür benötige es viel Überzeugungskraft und vor allem Selbstbewusstsein. Eine Eigenschaft, mit der laut Birgit Helms und Hildegard Weisser viele Frauen immer noch zu kämpfen haben. „Ganz viele Frauen, mit denen ich gesprochen habe, haben gesagt: Das traue ich mir nicht zu“, erzählt Helms.

Auch Hildegard Weisser habe anfangs mit der neuen Situation gehadert. In den ersten Sitzungen habe sie sich fehl am Platz gefühlt. Mit der Zeit habe sich die 58-Jährige aber daran gewöhnt. „Man muss es sich einfach selbst zutrauen“, sagt sie.

Dafür wollen sich die Frauen stark machen

Umso mehr wünschen sich die zwei engagierten Frauen einen wertschätzenden und respektvollen Umgang in der Lokalpolitik. Bei der anstehenden Kommunalwahl hoffen die Lokalpolitikerinnen aus Buchenberg auf eine starke Wahlbeteiligung. „Das Demokratieverständnis muss mehr in den Vordergrund rücken“, sagt Hildegard Weisser. Daher sei ihnen auch das „Ja zur Demokratie“ ein wichtiger Grundsatz.

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Außerdem wollen sich die „Frauen für Buchenberg“ für die Stärkung ihres Ortsteils einsetzen. Ein kleiner Ortskern, verstreute Wohnsiedlungen und wenig soziale Treffpunkte würde es schwierig machen, die Leute zu erreichen. Dazu komme das Aussterben von Gaststätten und Vereinen im Dorf. Birgit Helms meint dazu: „Wir sind schon lange nicht mehr an dem Punkt, wo man mitkriegt, wenn jemand neues dazu zieht.“

Das hat die Gruppe vor

Um dem entgegenzuwirken, plant die Wählervereinigung unter anderem einen Kleidertausch für einen guten Zweck. Des Weiteren wollen sie das Thema Generationenbrücke nach Buchenberg bringen. In der Nachbargemeinde Mönchweiler verbindet das Projekt Jung und Alt in Form von Nachbarschaftshilfe, Gruppentreffen oder gemeinsamen Aktivitäten. „Das können wir uns auch gut in unserem Ort vorstellen“, sagt Birgit Helms.