Der Ortschaftsrat Rietheim sieht bei der Lösung des Biberproblems rund um die Gemeinde die Landesregierung als Gesetzgeber mit einer Grundsatzentscheidung in der Pflicht. „In Baden-Württemberg muss ein Umdenken erfolgen, dass Biber wie in Bayern in die Jagd mit einbezogen werden“, hofft Ortsvorsteher Bernd Bucher.

Rat stellt keinen Antrag

Von einem Ausnahmeantrag für die Entnahme der Tiere im Bereich des Drachensgrabens beim Sportplatz und den Tennisanlagen wird vorerst abgesehen. Nach gründlichem Studium der strengen Regeln wurde dem Gremium schnell bewusst, dass man einzelne Punkte ohne Unterstützung von Fachämtern der Stadt Villingen-Schwenningen nicht bearbeiten kann.

Nicht einfach nur zwei Kreuze machen

„Der Antrag ist nicht nur ein Formular, das man mit zwei Kreuzchen nach Stuttgart schickt“, gibt Ortsvorsteher Bernd Bucher zu bedenken. Mit dem Wissen, das die Ortsverwaltung, der Sportverein und der Tennisclub hätten, könne man diesen nicht ausfüllen. Es müssten umfangreiche Studien vom Verhalten der Biber und Dokumentationen darüber erstellt werden und dies für jeden der problematischen Standorte. Bucher vergleicht den Aufwand mit den Planungen bei den Windkraftanlagen, bei denen es um den Auerhahn ging.

Die Biber im Bereich des Drachengrabens in Rietheim können weiter ihr Habitat genießen. Rietheim wird vorerst kein Ausnahmeantrag auf ...
Die Biber im Bereich des Drachengrabens in Rietheim können weiter ihr Habitat genießen. Rietheim wird vorerst kein Ausnahmeantrag auf Entnahme stellen. | Bild: Roland Dürrhammer

Zeitaufwändig und nicht zielführend

„Es ist eine sehr hohe finanzielle und zeitaufwendige Sache, die meiner Meinung nach nicht zielführend sein wird“, so Bucher. Ortschaftsrat und Vizevorsitzender des Tennisclubs Rietheim, Roland Meßmer, unterstrich, dass weder er noch der Verein gegen die Biber seien. „Wir müssen damit leben und die Situation rings um den betroffenen Platz weiter beobachten“, so Meßmer. Wenn der Platz aufgegeben werden müsste, werde man nach Möglichkeiten von Kompensationsmaßnahmen oder Fördergelder schauen.

Platz wird eingezäunt

Gute Nachrichten hatte Bucher für den Sportplatz des SV Rietheim. In der nächsten Woche soll der Platz mit einem zwei Meter hohen Wildzaun eingezäunt werden, damit keine Bälle mehr in den Bibersee beim Drachengraben gelangen können. „Die Kosten hierfür werden und aus Mitteln des Sportstättenbudgets gedeckt“, so Bucher, der sich ausdrücklich dafür bedankte, dass seitens der Stadt schnell reagiert wurde. Geprüft werde auch, wie die Verlegung eines Standrohres zur Bewässerung des Sportplatzes erfolgen kann.

Gefahr besteht vor allem für Kinder, beim Versuch eine Ball zu bergen, der vom Fußballplatz des SV Rietheim in das tiefe Wasser gefallen ...
Gefahr besteht vor allem für Kinder, beim Versuch eine Ball zu bergen, der vom Fußballplatz des SV Rietheim in das tiefe Wasser gefallen ist. Jetzt wird der Sportplatz eingezäunt. | Bild: Roland Dürrhammer

Fläche wird nicht aufgegeben

Hat der Ortschaftsrat mit dem Beschluss vorerst keinen Antrag auf die Ausnahmegenehmigung zu stellen, die betroffenen Flächen zugunsten des Bibers aufgegeben? Noch nicht ganz. Auf Vorschlag von Ortschaftsrätin Corina Vogelhuber wird sich der Ortsvorsteher kundig machen, ob es in anderen außerhalb des Kreises schon ein derartiger Antrag einer Gemeinde zum Erfolg geführt hat und wie diese sich mit dem Regelwerk auseinandergesetzt hat.

Keine kurzfristige Lösung in Sicht

Eine weitere Frage stellt sich, wie mit den verlorenen landwirtschaftliche Flächen umgegangen wird. „Eine kurzfristige Lösung, wie wir die Flächen zurückgewinnen werden, wird es nicht geben“, so Meßmer. Man müsse nach Alternativen als Ausgleichsfläche für die Landwirtschaft suchen. Diese sieht Meßmer in den Flächen, auf denen Photovoltaikanlagen geplant sind. „In meinen Augen sind das nichts anderes als eingezäunte Industrieanlagen und dagegen müssen wir mehr angehen“, fordert der Ortschaftsrat.

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Ist der Flächenverbrauch notwendig

Man müsse darüber nachdenken, ob dieser Flächenverbrauch tatsächlich notwendig sei. Der Ortschaftsrat möchte geklärt haben, wie hoch der gesamte Verlust an landwirtschaftlichen Flächen ist und wie dieser ausgeglichen werden soll. Letztendlich geht es dem Rat um die Reduzierung der Photovoltaikanlagen als Ausgleichsfläche für die Landwirte. „Man muss sich schon Gedanken darüber machen, wo wir das Essen von Morgen herbekommen“, so ein betroffener Landwirt.