Es ist ein faszinierender und für die meisten Menschen höchst seltener Einblick. Und bei Marius Riether läuft er fast den ganzen Tag auf einem Laptop neben dem Esstisch mit. Darauf meist in Schwarz-Weiß zu sehen: Eine kleine Blaumeise, die dieser Tage elf Eier ausbrütet.

Riether hat auf seinem Balkon einen Nistkasten für Vögel angebracht. In ihm eine WLAN-Webcam, die das Bewegtbild aus dem winzigen Zuhause an den Familienvater sendet. Nun hatten er und seine Familie das Glück, dass sich ein Blaumeisen-Paar bei ihnen niedergelassen hat.

Auf dem Spalier auf seinem Balkon hat Marius Riether einen Nistkasten für Vögel angebracht. Um es für die Tiere noch interessanter zu ...
Auf dem Spalier auf seinem Balkon hat Marius Riether einen Nistkasten für Vögel angebracht. Um es für die Tiere noch interessanter zu machen, hat er Tannenzweige von seinem Weihnachtsbaum rund um das kleine Holzhäuschen befestigt. | Bild: Daniel Vedder

Begeisterung für die Natur schaffen

Doch Marius Riether will die Bilder nicht nur für sich behalten. Der Markdorfer zeigt sie täglich für alle über mehrere Stunden im Livestream auf seiner Website. Die Idee dafür kam Riether während der Corona-Pandemie: „Als die Kindergärten während Corona geschlossen waren, habe ich mich mal schlau gemacht, wie man in so einen Nistkasten auch reinschauen kann, ohne die Vögel zu verscheuchen.“

Dabei stieß er auf die Möglichkeit mit der Kamera. Der Naturfotograf wollte damit mehr Menschen für die Natur begeistern. Vor allem Kindern sollten damit im Lockdown die Natur ein Stück weit nach Hause gebracht bekommen.

Plötzlich waren die Blaumeisen da

Zuerst hatten die Riethers damals Kohlmeisen bei sich. Die Übertragungen hatten sie erstmal nur mit Freunden und deren Kindern geteilt. Das sei bei den Kleinen super angekommen. Deshalb wollte Vater Marius Riether in diesem Jahr wieder die Bilder aus dem Nistkasten zeigen.

Allzu lang musste die Familie nicht auf die ersten Interessenten warten. Zuerst seien Kohlmeisen in Nistkasten untergekommen und hätten kurz zur Probe gewohnt, sagt Marius Riether. „Dann waren vom einen auf den nächsten Tag plötzlich die Blaumeisen da und haben direkt gebaut.“

In einem Screenshot vom Livestream aus dem Nistkasten auf Marius Riethers Balkon ist das Blaumeisen-Weibchen zu erkennen.
In einem Screenshot vom Livestream aus dem Nistkasten auf Marius Riethers Balkon ist das Blaumeisen-Weibchen zu erkennen. | Bild: Screenshot Marius Riether

Im Freundeskreis ein Hit

Dass die neuen Untermieter dann gleich elf Eier gelegt haben, freut laut Riether viele Kinder im Freundeskreis. „Es gibt einige, die sagen, es hat sich bei ihnen zur Routine entwickelt, dass die Kinder nach dem Frühstück direkt nach den Blaumeisen schauen.“

Er will den Menschen aber gleichzeitig auch Wissen vermitteln. Riether erklärt in einem Blog unter dem Livestream immer, was gerade genau im Nistkasten passiert. Aktuell brüten die Blaumeisen. Das Weibchen verlässt den Kasten kaum. Das Männchen hingegen sei schon länger nicht mehr da gewesen. „Manchmal schaffen es auch einzelne Vögel nicht. Das muss man dann auch erklären“, sagt Riether.

Das könnte Sie auch interessieren

In der richtigen Umgebung kommen die Vögel gerne

Besonderes Wissen oder große Vorbereitung braucht es nicht, um Vögel zum Nisten zu sich in den Garten oder auf den Balkon zu bekommen. Wer einige wenige Voraussetzungen erfüllt, der hat gute Chancen auf flatternde Untermieter.

„Bei einer gut durchgrünten Umgebung und einem geeigneten Nistkasten, wird dieser sehr gut angenommen. Entscheidend ist vor allem der Durchmesser des Einfluglochs“, sagt Ulrich Heliosch, Vorsitzender des Nabu Friedrichshafen-Tettnang. Für Blaumeisen sollte das Loch 26 bis 28 Millimeter groß sein. Größere Löcher würden dann eher größere Meisenarten oder Spatzen anlocken.

Ein Screenshot vom Livestream, den Marius Riether aus dem Nistkasten auf seinem Balkon anbietet. Zu sehen sind die elf Eier, die das ...
Ein Screenshot vom Livestream, den Marius Riether aus dem Nistkasten auf seinem Balkon anbietet. Zu sehen sind die elf Eier, die das Blaumeisen-Pärchen gelegt hat. | Bild: Screenshot Marius Riether

Tipps zum eigenen Nistkasten

„Nistkästen kann man sehr gut im Garten aufhängen“, sagt Ulrich Heliosch. Gut eignen würden sich Kästen aus Holzbeton oder dickem Holz. „Am besten an einem Baum oder am Haus – nicht in der prallen Sonne. Das Flugloch idealerweise zur wetterabgewandten Seite ausrichten.“

Und auch wenn die Blaumeisen sehr klein sind, sollte man laut Heliosch darauf achten, dass der Nistkasten nicht zu klein ist. Gerade im Baumarkt würden manchmal zu kleine Zierkästen verkauft werden. Bei den bis zu 15 Eiern, die die Blaumeise legen kann, könne es bei zu kleinen Kästen schnell zu Überhitzungsgefahr kommen.

Ulrich Heliosch, Vorsitzender des Nabu Friedrichshafen-Tettnang.
Ulrich Heliosch, Vorsitzender des Nabu Friedrichshafen-Tettnang. | Bild: Lena Reiner
Das könnte Sie auch interessieren

Katzen können Gefahr sein

Probleme kann es geben, wenn Katzen in der Nachbarschaft unterwegs sind. Doch auch das ist ein Ausschlusskriterium, denn je mehr Nistmöglichkeiten es für die Vögel gibt, desto höher sei laut Ulrich Heliosch die Chance, dass viele Vögel auch überleben. Marius Riether würde sich freuen, wenn sein Livestream auch andere dazu bringt, Vögeln ein Zuhause zu bieten. „Wenn wir ein paar Leute dazu bringen, das auch zu tun, dann sind wir froh“, sagt er.