Liebe Sophie,

das mit den Gasen ist ganz schön knifflig! Das hast Du sicher auch schon festgestellt! Wir kennen zwar unglaublich viele Gase vom Hörensagen, Sauerstoff zum Beispiel, die sich auch in der Luft befinden. Aber angefasst oder festgehalten haben wir sie nicht, wie etwa Bücher oder Spielsachen. Und sehen oder riechen können wir die allermeisten Gase auch nicht, im Gegensatz zu Flüssigkeiten wie Essig.

Sophia (6) aus Donaueschingen.
Sophia (6) aus Donaueschingen. | Bild: Carola Sättele

Wasser verschwindet nicht

Gasförmig, flüssig und fest – das sind drei wichtige Eigenschaften von Materie in unserer Welt, fast alles liegt in der einen oder anderen Form vor. Der wissenschaftlich richtige Begriff für „Form“ ist übrigens Aggregatzustand. Der Aggregatzustand lässt sich auch ändern, zum Beispiel, indem man die Temperatur erhöht oder absenkt. Das kennst Du sicherlich von festem Wassereis. Wird das warm, schmilzt es und wird flüssiges Wasser. Erhitzt man flüssiges Wasser, zum Beispiel beim Nudelnkochen, fängt es an, zu blubbern und zu dampfen. Kocht man Wasser eine Weile, wird es im Topf weniger. Doch das Wasser verschwindet nicht einfach, sondern geht in den gasförmigen Zustand über.

Wasser in einem Kochtopf auf dem Herd: Wird das Wasser heiß, fängt es allmählich an zu verdampfen. Diesen Wasserdampf kann man ...
Wasser in einem Kochtopf auf dem Herd: Wird das Wasser heiß, fängt es allmählich an zu verdampfen. Diesen Wasserdampf kann man aufsteigen sehen. | Bild: Patrick Pleul

Du willst einen Beweis dafür, dass ich keine Märchen erzähle? Frag doch Deine Eltern oder Großeltern beim nächsten Mal, wenn sie Wasser für Nudeln heiß machen, ob sie ein kleines Experiment für dich durchführen. Wenn das Wasser kocht, sollen sie eine kalte Glasschüssel in einigem Abstand über den Topf halten. Der heiße Dampf kühlt am Glas ab und bildet kleine Tröpfchen. Durch das Kaltmachen kehrt Wasser in seinen flüssigen Aggregatzustand zurück.

Warum wird flüssiges Wasser aber gasförmig oder fest? Das hängt mit den allerkleinsten Teilchen zusammen, aus denen alles besteht, sogar Du und ich. Im festen Zustand befinden sich die Teilchen an festen Plätzen und haben starke Bindungen zueinander. Bei Flüssigkeiten sind sie schon etwas beweglicher, berühren sich aber noch. Im gasförmigen Zustand hingegen lösen sich die Bindungen. Die kleinsten Teilchen bleiben dann nie an einem festen Platz und sind ständig in Bewegung. Sie fliegen frei und völlig chaotisch durch den Raum.

Wolken entstehen durch die Kondensation von gasförmigem Wasserdampf in flüssiges Wasser. In der Atmosphäre kommt das Wasser in allen ...
Wolken entstehen durch die Kondensation von gasförmigem Wasserdampf in flüssiges Wasser. In der Atmosphäre kommt das Wasser in allen drei Aggregatzuständen vor: als gasförmiger Wasserdampf, als flüssige Wassertröpfchen in vielen Wolken oder auch gefroren in sehr hohen Wolken. | Bild: Achim Mende

Stammt von Chaos ab

Übrigens, die Bezeichnung „Gas“ stammt vom altgriechischen Wort für Chaos ab. Das passt doch mal! Noch eine ganz wichtige Sache zum Schluss: Eine Substanz wird nur dann als Gas bezeichnet, wenn sie unter normalen Bedingungen, also bei Temperaturen von 20 bis 25 Grad und einem Druck von ungefähr 1 bar, gasförmig ist.

Ich hoffe, die Erklärungen können Dir helfen, Dir vorzustellen, was ein Gas ist. Es gibt aber noch viel, viel mehr interessante Aspekte zu Gasen, zum Beispiel, dass sie auch unterschiedlich schwer sein können… Du siehst, es ist sehr leicht, Seiten über das Thema Gas zu füllen, so vielseitig ist es!

Dr. Ceren Karayel.
Dr. Ceren Karayel. | Bild: Universität Konstanz

Dr. Ceren Karayel ist Leiterin des Schülerlabors Chemie an der Universität Konstanz und experimentiert dort mit Schüler*innen zu verschiedenen Themen.

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