Herr Buck, Sie sind in der Verfilmung des Romans „Hauke Haiens Tod“ zu sehen, den Robert Habeck mit seiner Frau Andrea Paluch geschrieben hat. Kennen Sie den Vizekanzler? Sie stammen ja beide aus Schleswig-Holstein.

Na ja, Habeck lebt oben in Flensburg, ich bin unten aus dem Holsteinischen zwischen Hamburg und Lübeck. Ich sollte mal eine Wahlveranstaltung mit ihm machen, da habe ich aber gesagt: Ich mache keine Parteipolitik. Ich interessiere mich für Politik und ich höre mir auch alle Seiten an, aber ich habe kein Parteibuch und habe das dann nicht gemacht. Ansonsten habe ich ihn schon öfter getroffen, weil er ja auch ein interessierter Typ ist, auch an Film und solchen Dingen interessiert.

Der Roman knüpft an Theodor Storms Schauernovelle „Der Schimmelreiter“ an. Sie spielen Hauke Haien, der die Natur mit modernen Methoden zähmen will und stirbt. Sind Sie abergläubisch?

Eher nicht, aber ich respektiere Aberglauben. Der Film sollte ja ursprünglich noch mehr in Richtung Mystery-Thriller gehen, es war ein langes Hin und Her, und am Ende hat Regisseur Andreas Prochaska einen anderen Schwerpunkt gesetzt. Es geht um Hauke Haiens Tochter, die Jahre nach seinem Tod wissen will, was damals eigentlich los war.

Es ist also eine Geschichte für die Next Generation. Die will ja auch wissen, was in der Vergangenheit schief gelaufen ist. Robert Habeck war bei der Premiere des Films, und ich glaube, er fand ihn auch gut, besonders auch diese Perspektive der jungen Leute.

Viele junge Leute protestieren gegen den menschengemachten Klimawandel.

Ich sehe das an meinen Kindern. Wenn ich zu lange den Wasserhahn laufen lasse, dann sagen die: Mensch, jetzt dreh doch mal den Hahn ab. Die haben schon ein stärkeres Umweltbewusstsein als ich. Die haben ja auch das Recht, die Dinge anders machen zu wollen, denn die bleiben ja wahrscheinlich ein bisschen länger auf der Erde als wir. Bei den Klimaklebern verstehe ich, wo ihre Wut herkommt, aber das ist teilweise völlig entglitten. Die jungen Leute denken, sie wüssten, wie alles geht – das ist natürlich übertrieben.

Sie sind gelernter Landwirt und haben 30 Rinder. Was machen Sie denn sonst noch so auf Ihrem Hof?

Ich lege jedes Frühjahr auf achteinhalb Hektar eine Blühwiese an, da stellt ein Freund von mir seine Bienenvölker hin. Das habe ich zum ersten Mal im ersten Corona-Lockdown gemacht, damals waren viele Menschen total hysterisch, hielten enorme Abstände zueinander – und die Natur fing einfach ungerührt wieder an zu blühen.

Szene aus „Die Flut – Tod am Deich“: Ole Peters (Sascha Geršak, links) und Hauke Haien (Detlev Buck) sind nicht einer Meinung.
Szene aus „Die Flut – Tod am Deich“: Ole Peters (Sascha Geršak, links) und Hauke Haien (Detlev Buck) sind nicht einer Meinung. | Bild: ARD Degeto/Nordfilm GmbH/Georg Wendt

Ihre Filme sind oft moderne Heimatfilme. Was fasziniert Sie an der Provinz?

Es hat damit zu tun, dass ich damit groß geworden bin. Wenn ich auf dem Land bin, ist der Rhythmus ein ganz anderer als in der Stadt. Weltweit haben die Provinz und das Land eine ähnliche Struktur. Die Langsamkeit, die Sturheit der Leute, die Lethargie teilweise. Mich fasziniert die Konsistenz – dass es in der Natur und auf dem Land immer wiederkehrende Prozesse gibt.

Aber natürlich hat die Digitalisierung das Landschaftsbild wahnsinnig verändert. Man sieht ja auch keine Kuh mehr draußen, weil die alle vom Computer gemolken werden. Aber trotz des Strukturwandels verliert die Provinz nicht an Reiz für mich. Was mich bedrückt, ist eher, dass wir diese enorme Inflationierung des Bildes haben. Alles ist voller Bilder.

Durch den Streaming-Boom?

Ja, aber nicht nur. TikTok liefert zum Beispiel auch bewegte Bilder, das Handy ist ja regelrecht ein neues Organ des Menschen geworden. Es werden so viele Geschichten erzählt, denen keine erlebte Wirklichkeit mehr zugrunde liegt. Dann kommt noch die Künstliche Intelligenz on top. Mit KI hat man eine Büchse der Pandora geöffnet.

Die Leute können einen großen Film gar nicht mehr genießen, weil sie so mit Fast Pictures zugeballert werden. Das ist, als ob du fünf Whopper am Stück isst. Danach hast du auch keinen Appetit mehr auf ein Fünf-Sterne-Menü. Es beschäftigt mich, wie man damit umgeht.

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Was sind denn Ihre nächsten Projekte?

Da gibt‘s ein paar Sachen. Unter anderem zwei Image-Filme für den Hauptverband Deutscher Filmtheater, damit die Leute wieder ins Kino gehen. Ob das hilft, weiß ich nicht. Ich glaube zwar, dass es im Kino eine Reise zurück zum einfachen Bild gibt, zu Filmen, die nach diesen wahnsinnig teuren Marvel-Spektakeln wieder Geschichten erzählen, die berühren. Aber das wird natürlich nicht die Masse sein. Die Masse ist beim schnellen Bild zu Hause. Die Aufmerksamkeit von jungen Menschen liegt maximal bei 15 Minuten, oder sie gucken parallel Handy und Film.

Das klingt nicht gerade optimistisch.

Stimmt. Aber ich will nicht wimmern. Meckern ja, aber nicht wimmern. Ich hab mal ein Interview mit einem 100-Jährigen gesehen, der hat in seinem Leben alle möglichen Katastrophen erlebt. Der hat am Ende des Gesprächs gesagt: „Ich bin gespannt, wie es weitergeht.“ Das kann ich nur unterschreiben.