Die Maschinenbauer bekommen die Investitionszurückhaltung in Deutschland und die stotternde Weltkonjunktur immer stärker zu spüren. Die Unternehmen im Südwesten würden bei der Einstellung von Personal vorsichtiger, sagte der Geschäftsführer des Maschinenbauerverbands VDMA in Baden-Württemberg, Dietrich Birk, am Dienstag. Stellen würden teilweise nicht mehr wiederbesetzt. „Hie und da“ komme es zu Abbauprogrammen. Im laufenden Jahr rechnet die Branche daher nicht mit Jobaufbau, sondern allenfalls mit einer stabilen Beschäftigungsentwicklung.

Dietrich Birk, Geschäftsführer des VDMA im Südwesten, sagt, die Branche befinde sich aktuell nicht mehr in der „Wohlfühlzone“. ...
Dietrich Birk, Geschäftsführer des VDMA im Südwesten, sagt, die Branche befinde sich aktuell nicht mehr in der „Wohlfühlzone“. Beschäftigung werde derzeit nicht aufgebaut. | Bild: Vdma

Noch 335.000 Beschäftigte im Land

Der Maschinenbau ist die gemessen an den Beschäftigtenzahlen bedeutendste Industriebranche im Südwesten, noch vor dem Automobil- und Fahrzeugbau. Zum Jahresende arbeiteten hier gut 335.000 Menschen. Seit der Coronakrise hat der vor allem für seine Hightech-Metallbearbeitungsanlagen bekannte Industriezweig im Land gut sechs Prozent seiner Jobs eingebüßt. In den vergangenen beiden Jahren kam es allerdings wieder zu einem kleinen Beschäftigungsplus.

Mathias Kammüller, Digitalvorstand und Mitglied der Geschäftsführung, von Trumpf ist zugleich Vorsitzender des Maschinenbauerverbands ...
Mathias Kammüller, Digitalvorstand und Mitglied der Geschäftsführung, von Trumpf ist zugleich Vorsitzender des Maschinenbauerverbands VDMA im Südwesten. Er sagt, dass die Märkte im Gleichklang ins Rutschen kommen, sei noch nie dagewesen. | Bild: Fabian Sommer

Dieser leicht positive Trend droht nun zu kippen. Das Neugeschäft sei schwach, in den Betrieben mache sich zunehmend Auftragsmangel bemerkbar, sagte Mathias Kammüller, VDMA-Vorsitzender im Südwesten. Über die Hälfte der Betriebe erwarteten im laufenden Jahr eine Stagnation oder einen Rückgang bei den Investitionen.

Kurzarbeit „im Auge behalten“

Um die Belegschaften zu halten, käme vermehrt Kurzarbeit zum Einsatz. So hätten die Maschinenbauer im Februar für insgesamt 3800 Beschäftigte Kurzarbeit angezeigt, sagte der VDMA-Chef, der gleichzeitig Vorstandsmitglied beim Ditzinger Laser-Maschinenbauer Trumpf ist. Das sei noch kein alarmierender Befund, müsse aber im Auge behalten werden.

China-Konkurrenz „extrem“

Der Grund für die maue Lage liegt in einer Mischung nationaler und internationaler Einflussfaktoren. Kammüller sprach von einem „nie dagewesenen Einklang“ auf den Weltmärkten. „Amerika läuft schlecht, China läuft schlecht und Europa läuft schlecht“, sagte er. Ähnliches habe er noch nie erlebt. Während in Deutschland vor allem die Schwäche wichtiger Abnehmerbranchen wie der Autobau und das Baugewerbe durchschlagen und die USA wegen weiterhin hoher Zinsen nicht an Kraft gewinnen, ist es in China die generelle Konjunkturschwäche, die das Geschäft der Industriezulieferer aus dem Südwesten bremst.

Anders als früher kauften chinesische Unternehmen stärker bei einheimischen Ausrüstern ein. Gleichzeitig drängen sie mit Macht auf die Weltmärkte und machen dort auch deutschen Herstellern Konkurrenz. Der Wettbewerbsdruck aus China sei „extrem“, sagte der Trumpf-Manager.

Operationsbesteck liegt während einer Operation in einer Klinik auf einem Tisch. Die Medizintechnik ist einer der Wachstumsbereiche im ...
Operationsbesteck liegt während einer Operation in einer Klinik auf einem Tisch. Die Medizintechnik ist einer der Wachstumsbereiche im Maschinenbau. | Bild: Marijan Murat, dpa

Die Bücher leeren sich

Als Folge schwächelt vor allem das Neugeschäft. 2023 sanken die Auftragseingänge, die in der Branche ein Konjunkturanzeiger für das kommende Jahr darstellen, nach VDMA-Daten um 13 Prozent. Während man 2023 noch von „ordentlichen Auftragspolstern“ profitieren konnte, die die Werke im Schnitt für elf Monate ausgelastet hätten, sei dieser Puffer zwischenzeitlich „deutlich abgeschmolzen“.

Bei einer durchschnittlichen Auslastung von 83 Prozent habe man die „Wohlfühlzone nach unten verlassen“, sagte Birk. In der jüngeren Vergangenheit lag sie die Auslastung nur im Corona-Jahr mit 77 Prozent niedriger. Aktuell erwarten nicht einmal ein Drittel der Branchenbetriebe für 2024 Wachstum. Kammüller sprach von „Stagnation auf hohem Niveau“

Impulse aus Medi-Tech-Branche

Impulse erwartet man sich unter anderem aus der Medizintechnik. Dessen bundesweit bedeutendstes Cluster befindet sich im Landkreis Tuttlingen. Die Medizintechnik gewinne als Kunde und als Technologiefeld stark an Bedeutung, sagte Birk. Immer mehr Firmen bauten ihre Aktivitäten in diese Richtung aus, auch weil hier noch gute Gewinne gemacht werden könnten.

Von einem anderen Markt – Russland – hat sich der Südwest-Maschinenbau indes nahezu komplett abgewandt. Nach Russland fänden allenfalls noch Ersatzteillieferungen statt, sagte Birk. Hier fürchtet die Branche zudem Enteignungen als Reaktion auf Ankündigungen der Politik, die Zinsgewinne von in Europa eingefrorenem russischem Vermögen zur Finanzierung des Aufbaus der Ukraine heranzuziehen.