Eine schlimme Nachricht am Telefon, die kann wie ein Schock wirken. Ein Angehöriger hat große Probleme, ist verletzt oder gar verstorben – Horrornachrichten wie diese will niemand hören. Dennoch gibt es sie – und manchmal werden sie heimtückisch ausgenutzt.

Erlebt hat das Sigrid Zwetschke aus Donaueschingen. Die langjährige SPD-Stadträtin saß beim Mittagessen, als gegen 12.30 Uhr das Telefon klingelte. „Ich habe eine Freundin, die mit unterdrückter Nummer anruft. Da zeigt es auf dem Apparat den Schriftzug ‚Anonym‘ an. So war das hier auch“, erklärt Zwetschke.

Unbedarft nimmt sie ab. Am Hörer ist jedoch nicht ihre Freundin, sondern eine fremde Frau, die sofort zu sprechen beginnt. Was Sigrid Zwetschke zu hören bekommt, das lässt sie erstarren: „Sie sagte, sie sei von der Polizei und dass meine Tochter dringend darum gebeten habe, man möge ihre Mutter kontaktieren.“

Eine ältere Dame ist ums Leben gekommen

Der vermeintliche Grund: Ihre Tochter habe einen Unfall verursacht, bei dem eine ältere Dame zu Tode gekommen sei – und habe Fahrerflucht begangen. Diese Sätze prasseln auf Sigrid Zwetschke ein, sie hat eine Tochter: „Ich habe einen sehr, sehr großen Schock erlebt.“ Man höre oft von solchen Anrufen. Wenn es einen erwische, sei das etwas anderes. „Das sind geschulte Sprecher. Sie hat alles am Stück runter gesprochen.“

Sigrid Zwetschke.
Sigrid Zwetschke. | Bild: Rüdiger Fein
„Man ist besser auf so etwas vorbereitet. Es passiert auch in Donaueschingen.“
Sigrid Zwetschke

Außer Erstarrung fühlt Sigrid Zwetschke zunächst nichts. Dann kommt die Forderung. „Es war Freitagmittag und ich sollte bis etwa 16 Uhr 30.000 Euro in bar zum Donaueschinger Amtsgericht bringen. Dann könne meine Tochter erst mal aus der Haft entlassen werden, der Prozess folge aber dennoch.“ Wenn nicht genug Geld aufgetrieben werden könne, dann nehme man auch Wertgegenstände an, erklärte die angebliche Polizistin am Telefon weiter.

Dann setzt die Realität wieder ein

Alles prasselt auf Zwetschke ein, dann kann sie sich besinnen: „Das Hirn hatte ich vorher nicht eingesetzt, jetzt tat ich das. Ich dachte, ich kann noch etwas rausfinden.“ Sie wolle zuerst mit ihrer Tochter sprechen, verlangt Zwetschke. Die Gegenseite legt daraufhin den Hörer auf.

„Ich habe mich dann bei der Polizei gemeldet. Dort hieß es, sie haben von über 20 Anrufen dieser Art in Donaueschingen gehört – und das sind nur die, die auch zur Polizei sind.“ Die Polizei habe ihr geraten, das Erlebte weiterzuerzählen, die Erfahrung zu teilen: „Man ist besser auf so etwas vorbereitet. Es passiert auch in Donaueschingen.“

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Was die Stadträtin auch gehört habe: die Betrüger klappern im Telefon ältere Vornamen ab – und fokussieren sich auf vierstellige, ältere Telefonnummern: „Wenn man so eine Nummer hat, dann kann man auch angerufen werden.“

Was die Polizei dazu sagt

Laut Pressestelle des Polizeipräsidiums Konstanz kommen solche Anrufe immer wieder und ständig vor. Da es sich um zig Tätergruppen handle, können die Anrufe zeitgleich in verschiedenen Orten erfolgen.

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Konsequenzen gibt es meist keine für die Anrufer, weil sie nicht erwischt werden. Manchmal aber schon, wie etwa bei einem Fall in Tuningen im März. 

„Wir gehen bei den Schockanrufen von einer hohen Dunkelziffer aus, nicht jeder Anruf wird bei der Polizei gemeldet“, erklärt Polizeisprecher Jörg Kluge. Diese Anrufe kommen immer wieder vor und auch nach Wochen der vermeintlichen Ruhe können sie Anrufe plötzlich vermehrt wieder erfolgen.