Niklas Becker hat sich bei Fridays-for-Future engagiert, hat Stellungnahmen an Stadträte geschrieben, mit den Fraktionen gesprochen und sich als Besucher in Sitzungen des Gemeinderats gesetzt, sagt er. Gereicht hat dieses Engagement dem 28-Jährigen aber anscheinend nicht: Er will in den Konstanzer Gemeinderat und den Ortschaftsrat in Dingelsdorf einziehen. Bei der Freien Grünen Liste und den Grünen steht er auf Platz 2 der Wahlvorschläge für die Gemeinderatswahl, in Dingelsdorf kandidiert er auf der Liste der Sozial-Liberalen Wählergemeinschaft Dingelsdorf.

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„Ich habe einfach gemerkt: Dieses von außen einwirken ist zwar wichtig und das hat auch einen Unterschied gemacht“, sagt Becker im Gespräch mit dem SÜDKURIER. „Aber ich war bei ein paar Sitzungen dabei, wo es mir so richtig in den Fingern gejuckt hat, wo ich selber gerne dafür argumentiert hätte, den Klimaschutz zu priorisieren.“

Der Stephansplatz als Beispiel

Die Stadt sei trotz des ausgerufenen Klimanotstands viel zu langsam bei dem Thema unterwegs, meint der Lehramtsstudent. Das hänge natürlich zum Teil an bundespolitischen Entscheidungen, aber in manchen Punkten auch am Gemeinderat. Als Beispiel nennt er die Mobilitätswende: Eigentlich sollte der Autoverkehr in der Stadt deutlich reduziert werden, aber Becker sieht hier zu wenig Tempo und zu wenig Anreize, auf Alternativen umzusteigen.

Thema Stephansplatz: Becker plädiert dafür, den Platz möglichst bald immerhin teilweise von Autos zu befreien. „Dieses Thema wird seit Jahren diskutiert und wir verzichten schon lange darauf, den Platz zu einem schönen Ort mit Aufenthaltsqualität zu machen.“ Bei konkreten Maßnahmen, die dem Klimaschutz zugutekommen, passiere einfach zu wenig, meint er.

Becker blickt positiv auf die Verpackungssteuer

Aktuell nennt er allerdings ein positives Beispiel dafür, wie auf kommunaler Ebene Themen angestoßen werden können: Die beschlossene Verpackungssteuer. Das erste derartige Projekt gab es in Tübingen, wo Becker studiert hat. „Das hat sehr gut gezeigt: Wenn man mutig ist und sich nicht davon entmutigen lässt, dass es vorher noch keine andere Stadt gemacht hat, dann kann das auch gut gehen.“

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Ein weiteres Thema, für das sich Niklas Becker im Gemeinderat starkmachen möchte, ist das Angebot in der Stadt für queere Menschen. Viele werden in ihre gesellschaftlichen Gruppen hineingeboren, sagt Becker. Bei queeren Menschen sei das nicht der Fall. „Wenn du aufwächst und schwul, lesbisch oder trans bist, hast du ganz häufig überhaupt keine Ansprechperson, die auch so ist“, so der 28-Jährige. Daher will er sich für sichere Rückzugsräume und Beratungsangebote für queere Menschen einsetzen.