Die Landwirtschaft braucht verlässliche Perspektiven. Nach den Bauernprotesten im Land und in der Region kehrt der Bundestagsabgeordneter Andreas Jung mit vielen Forderungen zurück in die Hauptstadt. Gemeinsam mit Norbert Lins, dem Vorsitzenden des Agrarausschusses im Europaparlament, lud Jung zum Bürgerdialog am Altschorenhof ein. Gäste aus landwirtschaftlichen Betrieben und dem Landwirtschaftsamt beteiligten sich an dem Austausch.

Auch deutsche Landwirtschaft muss wettbewerbsfähig bleiben – diese Grundforderung wurde bei den vergangenen Bauernprotesten von vielen Landwirten verdeutlicht. Der Schritt der Bauern, auf die Straße zu gehen, sei notwendig gewesen, erklärte Lins. Nun soll ein Signal zurückgegeben werden, dass man zur Landwirtschaft und den Bauern stehe sowie bereit sei, für den ländlichen Raum zu kämpfen, betonte Jung. Beide CDU-Politiker wollen gemeinsam für eine nachhaltige Zukunft in der Landwirtschaft einstehen.

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Die zwei Säulen der Landwirtschaft

Der Landwirt sei nicht nur noch für Nahrung verantwortlich, er müsse auch Energie produzieren, erklärte der Abgeordnete in Anbetracht der Energiewende und Mehrkosten. Energieerzeugung solle allerdings nicht auf Kosten von Agrarflächen stattfinden, vielmehr sollen bereits versiegelte Fläche benutzt werden oder auf Hybridlösungen zurückgegriffen werden, so Jung weiter. Agri-Photovoltaik ist eine der genannten Hybridlösungen, sie ermögliche es, auf einem Acker sowohl landwirtschaftliche Produkte als auch Solarstrom zu produzieren.

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Nicht nur die Energieproduktion beschäftigt die Landwirte, auch die Herstellung von Lebensmitteln wird zunehmend problematisch, wie sich bei dem Termin zeigte. Landwirt und BLHV-Kreisvorsitzender Stefan Leichenauer stellte fest, dass es für ihn und seine Kollegen keine Planungssicherheit mehr gebe. Die vielen Auflagen, um die Direktzahlungen und Förderungen zu erhalten, machen ihm zu schaffen. Für ihn seien auch beispielsweise die Pflugverbote nicht bei jeder Anbauart umsetzbar, so Leichenauer weiter. Das sorgte auch für Zustimmung unter den Gästen. Für den aus Pfullendorf stammenden Lins sei es auch unverständlich, wie ein Pflugverbot gepaart mit Ertragsausfällen zum Umweltschutz beitragen solle. Das Dilemma zwischen der Entlastung des Landwirts und der Belastung der Umwelt sei aber weiterhin allgegenwärtig, so Lins.

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Florian Fuchs vom Fuchshof in Konstanz bittet Jung und Lens um Anerkennung der Landwirte in ihren politischen Einflussgebieten. „Unsere Landwirtschaft ist auf allerhöchstem Niveau“, gab er den beiden zu verstehen. Die neuen Auflagen, um Agrarflächen zu verbessern, sei für ihn reine Illusion. Es seien lediglich Nuancen, welche veränderbar seien, so Fuchs.

Auch Gesellschaft ist Teil des Prozesses

Um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Landwirtschaft am Weltmarkt weiterhin zu erhalten, müsse auch das Bewusstsein der Verbraucher sensibilisiert werden, erklärte Andreas Deyer, der Hausherr des Altschorenhofs. Jung stimmte ihm zu, für ihn stehe die gesellschaftliche Frage um die Herkunft der Lebensmittel im Vordergrund. Der Verbraucher müsse sich die Frage stellen, woher er seine Lebensmittel beziehe, sagte Jung. Beispielsweise solle sich auch das Tierwohl im Preis der Produkte widerspiegeln, ansonsten sei die Produktion langfristig nicht mehr rentabel, fügte Deyer am Ende des Dialogs hinzu.

Andreas Jung und Norbert Lins, im Austausch mit den Gästen. Sie erklären, wie die Politik den Landwirten künftig zur Seite stehen will.
Andreas Jung und Norbert Lins, im Austausch mit den Gästen. Sie erklären, wie die Politik den Landwirten künftig zur Seite stehen will. | Bild: Maximilian Terwiel

Ein gelungener Austausch

Die anwesenden Gäste zeigen sich sehr zufrieden mit dem Bürgerdialog. Für Stefan Leichenauer sei der Besuch von Jung und Lins wichtig gewesen. Man merke, dass die beiden Politiker sehr genau zuhörten, wenn aus der Praxis berichtet werde. Diese Eindrücke könnten dann in die wichtigen politischen Prozesse mit eingebracht werden, fasste Leichenauer zusammen.

Auch für den Besitzer des Altschorenhofs sei die Dialogrunde von hoher Bedeutung gewesen. Durch solche Gespräche auf Augenhöhe könne die Politik und die Landwirtschaft wieder näher zueinander finden, das sei notwendig, um auf Dauer nachhaltige und wettbewerbsfähige Produkte auf den Markt bringen zu können, so Deyer.